Krisenmanager des Jahres 2021 – Thomas Güther

Thomas Güther

CHIEF GROWTH OFFICER
Compass Group


Krisenmanagement – Nur mit überwältigendem Teamgeist

 

Thomas Güther, Chief Growth Officer Europe & Middle East bei der Compass Group, erklärt, wie es möglich ist, dass aus 50 % Minus doch noch 97 % des Vor-Krisen-Niveaus werden.

 

INTRE: Die Corona-Pandemie hat die meisten Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Wie hat Ihr Unternehmen die Krise bisher bewältigt? GÜTHER: Unsere Branche war und ist nach wie vor enorm betroffen. Die Auswirkungen haben insbesondere unserem Geschäftsmodell in der Betriebs- und Entertainment-Gastronomie die Grundlage entzogen, da sowohl in den Betrieben, Sportstätten und Eventlocations als auch in Schulen und Universitäten die Gäste ausgeblieben sind. Lediglich in Bereichen wie Healthcare und Senior Living konnten wir unsere Kunden etwas stärker unterstützen als zuvor. Insgesamt haben wir fast 50 % unseres Geschäfts in der Mitte des Jahres 2020 umsatzseitig eingebüßt – also innerhalb von drei Monaten etwa die Hälfte unseres Geschäfts verloren. Wie wir das bewältigen konnten? Nur mit einer enormen Kraftanstrengung und einem überwältigenden Teamgeist. Mit unseren aktuellen Ergebnissen des ersten Quartals konnten wir verkünden, dass wir wieder 97 % des Vor-Corona-Niveaus erreicht haben, obwohl wir uns noch immer mitten in der Pandemie befinden. Eine wirklich beeindruckende Entwicklung, die nur dank einer unglaublichen Performance unserer Teams weltweit möglich war.

INTRE: Welche Eigenschaften machen in Krisenzeiten gute Führung aus? Wie führt man Mitarbeiter, die man nicht face-to-face trifft? GÜTHER: Zunächst möchte ich sagen, dass Führung einige Grundprinzipien hat, die in guten und in schlechten Zeiten gleichermaßen essenziell sind, um erfolgreich zu sein. Dazu gehört vor allen Dingen, sein Team und seine Kollegen als Leader zu inspirieren und dabei zu unterstützen, jeden Tag aufs Neue besser zu werden, um herausragende Arbeit leisten zu können. Dabei kommt es auf verschiedene Aspekte an: Vertrauen, Führung durch Vorbild, Anerkennung, genaue Zielsetzung und klare Kommunikation. Den letzten Punkt möchte ich besonders hervorheben, da er während der Pandemie die größte Herausforderung dargestellt hat: Kommunikation auf Distanz. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe hat sicher geholfen, dass ich aus einer Branche komme, der Contact-Center-Branche, die darauf spezialisiert ist, über das Telefon oder über digitale Kanäle zu kommunizieren. Diese Erfahrung konnte ich einbringen, um unsere Teams zu motivieren und ihnen dabei zu helfen, auch über die Distanz hinweg Nähe aufzubauen. Die allerwichtigste Aufgabe ist und bleibt weiterhin ausreichende und offene Kommunikation.

INTRE: Welche Rolle spielt Vertrauen in der Mitarbeiterführung auf Distanz und in welcher Form haben Sie dies gelöst? GÜTHER: Damit hatte ich ehrlich gesagt noch nie Probleme – ich arbeite seit jeher auf Vertrauensbasis und Output-orientiert. Mich hat noch nie interessiert, ob ein Mitarbeiter mittags ins Fitnessstudio geht, erst um 11 Uhr zu arbeiten beginnt oder am Samstag Dinge macht, für die er am Montag keine Zeit hat. Alle, die mit mir und für mich arbeiten, versuche ich, so zu führen und zu motivieren, dass sie selbst bessere Ergebnisse abliefern wollen, als ihre eigenen Ziele sind. Das geht nur über Vertrauen. Bisher bin ich in dieser Art der Führung immer bestätigt worden.

INTRE: Sehen Sie die Krise auch als Chance? Warum? GÜTHER: Die Pandemie war für uns eine Riesenchance, denn wir haben uns stärker als jemals zuvor mit Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung auseinandergesetzt – daraus resultiert ein enormer Innovationsschub. Ein Beispiel: Ich habe vergangene Woche die erste zu 100 % von einem Roboter zubereitete Mahlzeit genossen. Sein Name ist Robi und er hat eine wunderbare Pasta zubereitet. Das sind Entwicklungen, die durch die Krise extrem befeuert wurden. Auch ist es uns gelungen, stärker zu wachsen – also mehr neue Kunden zu gewinnen und weniger bestehende zu verlieren – als jemals zuvor. Das war nur möglich, weil wir noch näher an unsere Kunden herangerückt sind und alle Prozesse sowie Vorgehensweisen hinterfragt und optimiert haben.

INTRE: Was erwarten Sie für die Post-Corona-Phase? Welche Änderungen wird es in der Branche geben? GÜTHER: Wir sind extrem optimistisch, was die Zukunft betrifft. Die Arbeitswelt wird sich weiter verändern, insbesondere im Bereich des „White Collar Office“. In diesem Umfeld haben wir drei Bereiche identifiziert, die künftig eine zentrale Rolle spielen werden: Food, Space und Technology. Das Angebot innerhalb der Unternehmen wird sich aufteilen auf einen „Central Hub“, also einen Ganztagestreffpunkt, der Essensbereich und Coworking-Space kombiniert, sowie verschiedene Satelliten innerhalb des Firmengebäudes bzw. -geländes. Hier finden sich beispielsweise eine Baristabar, ein Market Café oder ein Micromarket. Alle Food & Beverage-Angebote werden in einer integrierten Zentralküche produziert. Frische, Convenience und auch das Thema Coffee/Bar werden im Hinblick auf den 24/7 Anspruch eine immer wichtigere Rolle spielen. Tagsüber Coffee-Bar, später After-Work mit Drinks und Cocktails. Food Delivery bzw. Takeaway werden ebenfalls weiterhin Themen sein. Darüber hinaus sieht unser Zukunftskonzept auch Flächen für Pop-up Units in Kooperation mit lokalen Restaurants vor. Stichworte: Flexibilität und Community. Dabei sind alle Angebote durch eine zentrale digitale Lösung verknüpft.

 

COMPASS GROUP Compass Group PLC ist eines der weltweit führenden Foodservice-Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 25,2 Mrd. Britischen Pfund (29,7 Mrd. €, Stand 09/2019). Das Unternehmen ist in rund 45 Ländern tätig und beschäftigt etwa 600.000 Mitarbeiter. Die Compass Group bietet zudem Dienstleistungen in den Kernsektoren Wirtschaft & Industrie, Gesundheitswesen & Senioren, Bildung, Sport & Freizeit sowie Verteidigung, Offshore & Remote mit einem etablierten Markenportfolio spezialisiert. Die britische Compass Group ist die Muttergesellschaft der Compass Group Deutschland. Diese ist Marktführer für Catering und Foodservices und einer der führenden Anbieter von Support Services in Deutschland. Zum Portfolio des Contract Caterers gehören unter anderen die Marken Eurest, Food Affairs, Kanne Café und Leonardi. Die Compass Group Deutschland beschäftigt rund 14.500 Mitarbeiter. Weitere Informationen unter: www.compass-group.de

Verschlagwortet mit , , , .