Lasst uns ein Plänchen machen

Kolumne ||||| Vernetzt mit Iris Gordelik


Der Jahreswechsel liegt gerade hinter uns und viele waren damit beschäftigt, sich einen Plan für 2020 zurechtzulegen. Ich will mehr Sport machen, mit dem Rauchen aufhören und mich gesünder ernähren sind wohl die üblichen Verdächtigen. Doch auch Pläne zur Karriere stehen ganz oben auf der Hitliste. Wir merken das als Personalberater definitiv am erhöhten Gesprächsbedarf unseres Netzwerks immer rund um Silvester (und natürlich zeitlich passend zur CCW).

In diesen Gesprächen erlebe ich überwiegend, dass mein Gegenüber einen konkreten Plan hat. Oft einen ziemlich guten Routenplaner für seine/ihre Karriere: Als Nächstes geht es bitte rechts Richtung Bereichsleitung. Oder: Ich stehe an der Kreuzung und überlege, ob ich geradeaus in die Spezialisierung oder links in die Linie gehen soll. Gerade, wenn wir junge Nachwuchsführungskräfte in der Karriereberatung haben, ist es zum Schmunzeln erschreckend, wie minutiös genau sie ihr Leben geplant haben: jeden einzelnen Karriere-Step, dann zwei Jahre ins Ausland, heiraten, Eigenheim, Kinder und das alles inklusive Jahreszahl. Nun habe ich schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel und weiß, wie recht John Lennon hatte mit dem Satz: „Leben ist das, was passiert, während Du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ Das Leben hat immer auch Rückschläge, Irrtümer und Richtungswechsel mit im Gepäck. Manche liegen nicht in unserer Hand: Der Lebenspartner, unser Arbeitgeber oder gar die Weltwirtschaft können rote Ampel spielen. Klingt ganz so, als hätte das Pläneschmieden gar keinen Sinn?

Ein bisschen JA, ein bisschen NEIN.
Denn anderseits: Neulich bekam ich nach einem Bewerbungsgespräch von der Personalchefin das Feedback zu einem Kandidaten: „Auf die Frage, was möchten Sie in zehn Jahren erreicht haben” – ja, das fragen immer noch die meisten Personaler –, „konnte uns der Kandidat nicht überzeugen. Er hatte kein Plan.“ In diesem Fall wurde der Umstand des „Keinen-Plan-Habens“ gleichgesetzt mit ziellos, ohne Biss, konzeptlos, Fähnchen im Wind, für nichts wirklich brennen, unmotiviert und unverbindlich sein.
Ich lasse einmal dahingestellt, ob die Einschätzung der Personalchefin richtig oder falsch war. Selbstverständlich ist ein Grundgerüst für die berufliche Laufbahn wichtig und sinnvoll. Nicht unbedingt im Detail, aber wenigstens Eckpfeiler wie etwa „angestellt oder selbstständig“ oder „Konzern oder Familienbetrieb“. Außerdem sollte man die motivierende Kraft eines Plans für sich nutzen. Es macht einfach Spaß, zu wissen, bei welchem Angebot man locker „nein“ sagen kann.
Aber egal, ob Sie nun der Planer oder der Ungeplante sind: Für beide gilt, dass sie nicht in die Zukunft sehen können. Und das ist auch gut so. Ich habe mir mit 20 auch nicht vorgenommen, dass ich einmal Personalberaterin werde. Das Wissen um diesen Beruf hatte ich noch nicht einmal. Wie wunderbar, dass mich das Leben (und meine Kunden) sanft dahin getragen hat. Und selbst, was Sie letzte Woche geplant haben, kann diese Woche obsolet sein. Das Leben hat täglich Überraschungen und Schätze für uns im Gepäck. Wir verändern uns durch das Leben und das Erlebte. Und plötzlich ist der Plan von gestern nicht mehr passend für morgen.

Mein Fazit daher: Plan, ja – aber flexibel bleiben. Sagen wir: besser ein Plänchen machen.
AUTOR: IRIS GORDELIK

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