© Iris Gordelik

Leben Sie in einer glücklichen Karriere-Beziehung?

Karriere macht man. Oder man macht sie nicht. Hat man eine Beziehung mit seiner Karriere? Ja, kann man haben und sogar definieren. Für mich zum Beispiel hat sich meine Beziehung zu meiner Karriere gewandelt. Von einer „Geschäftsbeziehung“ – also einer an ökonomischen Zielen ausgerichteten Interaktion zwischen Wirtschaftssubjekten – zu einer „Liebes-beziehung“ – einer an persönlichen Bedürfnissen ausgerichteten Interaktion zwischen Gleichgesinnten.


Eine Beziehung ergibt sich aus wechselseitigen Rollenerwartungen. Was erwarte ich von meiner Karriere-Beziehung? Was bin ich bereit, für sie zu tun, und welche Kompromisse bin ich bereit einzugehen? Sofern kein Abhängigkeitsverhältnis besteht, beende ich die Beziehung, wenn meine Erwartungen nicht erfüllt sind. Freiheit, das Gegenteil von Abhängigkeit, ist ein Zustand, wo ich frei von gesellschaftlichen Zwängen in meinen Entscheidungen unabhängig bin. Genau hier liegt der Punkt. Gesellschaftliche Zwänge und Normen. Wir leben mitten in einer Zeit der gesellschaftlichen Transformation. So wie die Industrialisierung im 19. Jahrhundert zu einem tiefgreifenden Wandel der Gesellschaftsordnung führte, ist es heute die Digitalisierung und eine global vernetzte Welt. Die Magie des Wandels hat unser Leben und Arbeiten erfasst. Was Menschen an neuen Möglichkeiten erkennen, wollen sie auch ausleben. Einen vergleichbaren Umbruch hatten wir bereits einmal. Ich war noch zu jung, aber vielleicht gehören Sie zu den 68ern? Ein Part dieser Bewegung war die sexuelle Befreiung.

Wir erleben ein Zeitalter der Karriere-Befreiung.

Zwischen der sexuellen Befreiung und der Karriere-Befreiung entdecke ich eine Reihe an Parallelen: Damals diente Sex einzig und allein der Fortpflanzung. Vergleichbar mit Arbeit, zum Zweck des Geldverdienens. Nacktheit ist Scham. Wer keine Karriere macht, schämt sich genauso. Freie Liebe und Sexualität haben damals genauso schockiert, wie heute die Forderung an Arbeitgeber nach einem immer frei wählbaren Arbeitsort.

 

Die Magie des Wandels hat unser Leben
und Arbeiten erfasst.

 

Frauen, die mit der Pille die Entscheidung über ihr Leben selbst in Hand nahmen, sind heute die Menschen, die sich selbstständig machen, um frei über ihr berufliches Glück entscheiden zu dürfen. Damals hatten die Menschen keinen Zugang zu sexuellen Inhalten, was sich dank Magazinen und Fernsehen schlagartig änderte. So wie wir heute zu Arbeitsmodellen dank Internet an alle Informationen und Netzwerke kommen. Und so wie die sexuelle Aufklärung aufzeigte, dass es neben der monogamen, gleichgeschlechtlichen Ehe auch homo, bi, frei oder polyamor geht, wackelt heute das Modell der sicheren Festanstellung hin zu bunten Lebensläufen. Polywork, Workation, Gig Worker oder Digitalnomaden werden so normal sein wie die klassische Festanstellung. Wer heute ausbricht aus dem alten Bild von Karriere, ist ein Hippie. Ohne Arbeitsmoral und lebenslüstern. Dieser Blödsinn von Sinngebung und dem Empfinden von Lust beim Arbeiten übersteigt die Erwartungen von moralgetriebenen HR-lern und Firmenchefs alter Sorte bei Weitem. So gewaltig wie die damalige sexuelle Revolution war, wird auch diese sein und sich nicht aufhalten lassen. Es geht um das Recht auf Lust. Damals beim Sex. Heute auf unsere Arbeit.

Purpose-driven. Die neue Lust. Lustempfinden ist eine individuelle Angelegenheit. Um herauszufinden, was meine Leidenschaft entfacht, gehe ich der Sache auf den Grund und finde die Antwort in dem, was für mich Sinn macht. Was will ich wirklich? Welche Aufgaben machen mir Spaß? Für welche Werte stehe ich? Dass die Purpose-Frage uns alle bewegt, zeigt auf wunderbare Art und Weise ein Brief an die Karriere, von Oliver Nissen, 51 Jahre. Viele von uns kennen ihn noch als Mitbegründer des seinerzeit revolutionären, digitalen „Telekom hilft“ Service. Geschrieben und veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe des vernetzt! Magazin. 

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Oliver hat mich und unsere Redaktion mit diesem
Beitrag zutiefst berührt. Wir alle in der Redaktion
haben darüber nachgedacht, wie denn unser persönlicher Brief an unsere Karriere wohl geschrieben
wäre. Und Ihrer?

 

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