Mentaltraining sorgt dafür, dass Sie das Potenzial Ihres Gehirns nutzen lernen, hilfreiche Ressourcen abrufen und so Ihr volles Leistungspotenzial entfalten können. Auch wenn Sie in Ihrem Bereich schon sehr gut sind, ist immer Wachstum möglich, damit Sie sich noch besser fühlen und besser werden.
INTRE: Mental stark zu sein, um zu gewinnen, ist im Sport und auch immer mehr im Business wichtig. Der derzeit beste Skifahrer der Welt ist Marcel Hirscher aus Österreich. Gefühlt gewinnt er jedes Rennen in seiner Disziplin. Wie er immer wieder betont, hat er ein sehr tolles Team um sich, das einen großen Teil seines Erfolges ausmacht. Aber fast ein Stück mehr wird seine mentale Stärke erwähnt. HERZLINGER: Marcel Hirscher ist in der Tat ein sehr gutes Beispiel, was man mit mentaler Stärke alles erreichen kann. Wenn man sich Marcel Hirscher im Starthäuschen ansieht, dann hat er die Augen zu und man „spürt“, wie er virtuell den Hang runterfährt. Hirscher steht noch oben, aber er sieht sich bereits als erster ins Ziel fahren. Für ihn gibt es kein „wie mache ich das heute“, „schlechte Piste“, „Nebel“, „hoffentlich“ – er weiß einfach, dass er durch das Ziel fahren und gewinnen wird. Genau das ist auch mein Ansatz.
INTRE: Alle Menschen ins Ziel bringen? HERZLINGER: Ja. Ich arbeite mit Menschen und helfe ihnen, ihre Ziele zu erreichen. Ein großer Punkt dabei ist, dass ich den Klienten beibringe zu wissen, dass am Ende ein Erfolg stehen wird. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig. Sie lernen, ihr gesamtes Potenzial auszuschöpfen, ohne daran zu zweifeln. Das Ziel ist, ihr Potenzial zu leben, ihre Blockaden zu erkennen und diese aus dem Weg zu schaffen. Jeder Mensch hat eine andere Herausforderung zu meistern und meine Arbeit ist es, den Menschen dabei zu helfen, das zu erkennen, wo Herausforderungen sind, aber vor allem, wo ihre Stärken sind. Mein Wahlspruch ist „Stärken stärken“. Ich arbeite mit meinen Klienten an ihren Stärken und wenn die Stärken herausgearbeitet sind, nutzen wir sie, damit wir die Blockaden und Hindernisse aus dem Weg räumen.
Viele meiner Klienten sind sehr erfolgreiche Unternehmer und Manager. Gerade im oberen Management ist die Angst zu versagen sehr groß. Auch in diesem Bereich ist die Frage, wie man am Ende, so wie Hirscher, ins Ziel gelangt. Wie weiß man schon zu Beginn, dass man dort sein wird? Speziell bei Veränderungssituationen in Unternehmen ist eine Begleitungsarbeit mit diesen Menschen sehr wichtig.
INTRE: Sind die Menschen zu ängstlich, zu negativ, glauben sie nicht an sich selbst? HERZLINGER: Nicht alle Menschen sind ängstlich oder negativ. Viele Menschen sind sehr glücklich und machen ihr Ding. Aber ja, unsere Schulausbildung konzentriert sich nicht auf die Stärken der Kinder, sondern darauf, was das Kind nicht kann. Wenn die Lehrkraft zum Schüler sagt, dass er, weil er nicht gut rechnen kann, im Leben nie etwas erreichen wird, ist das für einige Schüler eine negative Erfahrung bzw. ein negatives Erlebnis, das sie das ganze Leben mitschleppen.
Ich habe viele Klienten, die drei-, vier-, fünfmal bei mir waren, die ihr ganzes Leben lang, nach ihren Maßstäben, wenig zusammengebracht haben und unglücklich waren. Und dann auf einmal geht es Schlag auf Schlag. Dann kriegen sie auf einmal den Job, den sie sich gewünscht haben, dann reguliert sich plötzlich mit den Kindern alles, sie sind viel gesünder, und die zehn Kilo, die sie schon immer abnehmen wollten, sind weg.
Das heißt, wenn ich in meinem Kopf einmal umgestellt habe, dass ich jetzt auf der positiven Schiene bin, kann ich an Blockaden und Ängsten arbeiten. Ich kann dann wieder positiv denken. Wichtig ist für die Klienten, dass sie selbst wieder positiv denken und das Gefühl haben, dass sie selbst die Regisseure ihres Lebens sind. Dieses Gefühl ist auch im Business sehr wichtig. Nur so kann man die gewünschte Performance liefern.
INTRE: In den USA ist Mentaltraining ein Teil der Businesswelt. Sich Hilfe zur Selbsthilfe zu holen, ist selbstverständlich und sogar gewollt. In Europa, speziell in der DACH-Region, sehe ich das nicht. Sehr oft wird die Hilfe zur Selbsthilfe als Schwäche ausgelegt. HERZLINGER: Da haben Sie – leider – völlig recht. In den USA gehen die Menschen und auch die Unternehmen mit diesem Thema ganz anders um. In den USA gilt: Ich bin ein Mensch, ich habe meine Herausforderungen, ich hole mir Hilfe und Unterstützung, die mich bei meiner Entwicklungsarbeit, die ich zu leisten habe, begleitet, um dort hinzukommen, wo ich hinwill. Für Amerikaner ist das etwas ganz Normales. Dazu muss man wissen, dass in den USA bereits in den Schulen Mentaltraining und Coaching angeboten werden. Das ist ein ganz normaler Bestandteil in der Schule. Die Kinder gehen in den USA zum Teil ab vier Jahren in die Schule und dafür gibt es Mentoring-Programme. In Wien wird das nur in einigen – zum Teil privaten – Schulen praktiziert. Mein Sohn geht in Pressbaum ins Sacré Coeur, ist jetzt in der fünften Klasse und ist ein Peer Mediator für die Erstklässler, die neu kommen.
INTRE: Wenn ich mich in den Unternehmen umsehe, dann sehe ich einige Führungskräfte und CEOs, die mit den Themen FIRMA – FAMILE – ICH überfordert sind. Sie sagen, sie schaffen das alles nicht mehr, sie bekommen das alles nicht mehr hin. HERZLINGER: In der Formulierung des Problems steckt schon die Krux. Firma, Familie, Ich. Das ICH kommt am Schluss, und das ist nicht gut. Viele Menschen kommen genau mit diesen Themen, in dieser Reihenfolge mit viel Angst zu mir. Die Klienten sagen, dass sie im Job eigentlich nicht mehr funktionieren und bei jedem Meeting mit dem Vorgesetzten Angst haben. Ihre Frau will sich scheiden lassen und ihre Kinder sehen sie nur mehr zufällig am Wochenende. Sie wissen nicht mehr, wer sie sind. „ICH“ findet nicht mehr statt.
Wenn diese Menschen zu mir kommen, dann arbeiten wir sehr intensiv mit dem „ICH“. Eines ist klar: Das „ICH“ muss funktionieren, damit alles andere funktioniert. In dieser Phase ist es wichtig, dass der Mensch Glücksgefühle im Kleinen erlebt.
Als erste Handlung gilt, einmal am Tag eine halbe Stunde etwas zu tun, was im Positiven „sinnlos“ ist. Ich sage, setze dich in die Ecke und spiel mit den Zehen. Leg dich in die Badewanne, nimm ein Schaumbad und denk an gar nichts. Schau dir einen schönen alten Film an. Geh spazieren. Setz dich in eine Bar und trink ein Glas Champagner. Mache irgendetwas, was du früher immer gern gemacht hast. Überleg dir, wie es war, als du noch nicht in dem Zustand warst, in dem du jetzt bist. Was hast du denn gern gemacht? Und was hast du vielleicht seit fünf Jahren überhaupt nicht mehr gemacht, weil du dir die Zeit für dich selbst nicht mehr genommen hast? Lerne, wieder sensibel und liebevoll über dich selbst nachzudenken. Denke an dich. Dann geht alles andere leicht.
Im zweiten Schritt arbeiten wir mit der Selbstreflexion, speziell mit dem Thema „wofür bist du dankbar“. Ich schenke meinen Klienten ein schönes Buch mit der Aufgabe „Führe ein Dankbarkeitstagebuch“. Die Aufgabe ist, dass der Klient jeden Tag mindestens fünf Dinge einträgt, für die er dankbar war. In diesen Schritten kommen wir zum Ziel, dass die Person ihre Persönlichkeit wieder zurückbekommt, der Mensch sich selbst vertraut und die Prioritäten in der richtigen Reihenfolge stehen.
INTRE: Immer mehr Unternehmen unterscheiden sehr deutlich zwischen Mentaltraining und dem klassischen Kommunikationstraining. Das war nicht immer so. Für mich ist das ein sehr guter Schritt bei den Unternehmen. HERZLINGER: Richtig. In den letzten vier, fünf Jahren hat sich der Markt sehr gut entwickelt. Die Unternehmen verstehen immer besser, dass die Performance der Mitarbeiter durch ihre persönliche Zufriedenheit gesteigert werden kann. Die Unzufriedenheit der Mitarbeiter muss nicht zwingend vom Unternehmen ausgelöst sein. Mitarbeiter nehmen ihre persönlichen Sorgen, Probleme und Ängste mit in das Unternehmen.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Eine Dame hat sehr gerne für das Unternehmen X gearbeitet, aber das Büro in diesem Unternehmen war im 17. Stock. Die Mitarbeiterin hatte jeden Tag Angst, wenn sie in den Lift einstieg. Durch diese Angst war sie öfter krank und machte Fehler bei der Arbeit. Das Unternehmen hat das erkannt, ist auf mich zugekommen und innerhalb von vier Besprechungen mit der Dame konnte ich mit ihr gemeinsam dieses Angstgefühl neutralisieren.
Im Call Center arbeite ich sehr viel mit Führungskräften und auch immer mehr mit Agenten. Ein weiteres Beispiel: Ein Agent kommt zu mir und sagt: „Ich bin sehr gerne hier, ich mag den Job, aber beim Thema Sales komme ich trotz Schulungen nicht weiter.“ Auch in diesen Fall konnte ich in zwei Terminen die Blockade auflösen. Jetzt ist der Mitarbeiter jeden Monat in den Top 10.
Diese Erfolge brauchen viel Vertrauen, Wertschätzung und Ehrlichkeit. Ich sage zu meinen Klienten: „Du bist genau richtig, wie du bist. Wenn du etwas hast, woran du arbeiten möchtest, dann können wir das erledigen.“ Ich zeige den Leuten, wie sie das besser machen können. Nach kurzer Zeit fühlen sie sich viel wohler, weil sie lernen, durch Mentaltrainingstechniken ihre Ängste oder ihr Unwohl auszuschalten.
INTRE: Wie erkenne ich, dass ich Hilfe brauche? HERZLINGER: Dass man Hilfe braucht, erkennt man meistens. Permanente Unzufriedenheit, Überforderung, man hat Wünsche, die man sich nicht erfüllen kann. Man sehnt sich ständig nach etwas, aber bekommt es nicht, wenn man schon sehr lange im „Was-wäre-wenn“ lebt, wenn man immer wieder Infekte hat. Das Erkennen ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, etwas dafür zu tun, dass es einem besser geht. Ohne Hilfe schaffen das nur sehr wenige.
INTRE: Sie haben im Vorgespräch gesagt „Mentaltraining bedeutet jetzt“. Was heißt das? HERZLINGER: Mentaltraining ist immer JETZT. Weil das, was war, ist schon vorbei, das kann ich nicht mehr ändern, und das was sein wird, ist noch nicht da. Viele Leute leben in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Die einen sagen, früher war alles besser, die anderen sagen, ich habe noch 15 Jahre zu arbeiten, dann gehe ich in Pension und dann wird alles besser. Diese beiden Gruppen verstehen das Leben nicht. Wir leben jetzt und wir müssen unser Leben JETZT meistern. Ich kenne viele Führungskräfte, die regelmäßig 60 Stunden in der Woche arbeiten. Diese Leute sind psychologisch und mental so eingestellt, dass sie das mit großer Freude machen. Sie sind erfolgreich im Job und haben auch eine funktionierende Familie. Diese Menschen leben JETZT und haben an ihrem ICH gearbeitet.
INTRE: Sind Sie immer gut drauf? HERZLINGER: Eine gute Frage ??. Die Antwort ist JA. Ich bin generell ein sehr positiver Mensch. Ich mag das Leben und ich freue mich über mein Leben. Ich arbeite gerne und habe sehr viel Spaß bei meiner Arbeit. Wenn ich mich auf einen Ganztagstermin mit mehreren Teilnehmern bei einem Workshop treffe, dann komme ich mit der Einstellung, dass das ein sehr spannender, vielleicht auch herausfordernden Tag wird. Ich freue mich auf die Teilnehmer, ich will eine gute Zeit haben. Ich fokussiere mich komplett auf diesen Tag und auf mein Tagwerk, das ich zu tun habe. Die Zeit vergeht wie im Flug und wenn die Teilnehmer um 17:00 Uhr nicht gehen wollen und wir noch zwei Stunden zusammensitzen, dann war der Tag für mich und meine Teilnehmer ein großartiges Erlebnis.
INTRE: Positives Denken ist oft schwerer, als man sich vorstellt. Kann man positives Denken lernen? HERZLINGER: Es gibt viele Menschen, die zum Beispiel einen Sommerurlaub buchen und sagen: „Dort wird es sicher regnen und wir sitzen dann den ganzen Tag im Zimmer.“ Wenn ein neuer Mitarbeiter eingestellt wird, gibt es immer welche, die sagen: „Der Neue ist sicher unsympathisch.“ Ich denke, auch Sie kennen solche Menschen.
Zurück zu Ihrer Frage: Positives Denken kann man nicht lernen, aber man kann es einfach machen. Ich kann die Dinge, die an mich herankommen, nicht ändern, aber ich kann in jeder Sekunde meines Lebens meine Einstellung dazu wählen. Wenn ich meine Einstellung geändert habe, dann ändert sich alles andere auch.
Der Punkt ist, das, was ich im Kopf habe, will raus. Wenn ich positiv denke, spreche ich positiv, handle ich positiv und es passieren positive Dinge.
INTRE: Was meinen Sie, mit „wissen, was der Köper macht“? HERZLINGER: Wie schon besprochen, die mentale Stärke und das positive Denken spielen sich im Kopf ab. Ein großer Teil meiner Arbeit ist, dass wir in Trainings den Leuten beibringen, wie man über einen negativen Satz sozusagen einen positiven Satz darüberlegen kann. Wir lehren die Teilnehmer, positive Affirmationen zu nutzen. Einer der Gründe ist, dass es wichtig ist, den Hormonspiegel in Balance zu halten. Wenn es stressig wird, wenn wir Angst haben, wenn wir uns unwohl fühlen, produziert unser Körper vermehrt unter anderem das Stresshormon Cortisol. Besser ist es, den Stress nicht zuzulassen. Wenn man positiv denkt oder etwas Positives passiert, wie zum Beispiel, dass ein Parkplatz in der Innenstadt für frei wird, dann produziert der Mensch Glückshormone wie Serotonin und Dopamin. Sie sehen, je tiefer wir in das Thema eintauchen, wie Mensch, Geist und Körper zusammenspielen, umso komplexer wird es.
INTRE: Die Evolution lässt grüßen. HERZLINGER: Vor vielen Tausenden Jahren gab es noch Säbelzahntiger. Wenn man einem begegnete, dann hatte man super Stress und musste um sein Leben laufen. Der Mensch, der mich anruft und anschreit, ist kein Säbelzahntiger, der mich fressen will. Trotzdem reagiert das gesamte Hormonsystem immer noch so und das vergiftet mich und macht mich krank. Das versteht jeder Teilnehmer.
INTRE: Erfolg beginnt im Kopf. HERZLINGER: Da haben Sie vollkommen recht. Sie lernen sehr schnell ??.
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Die phonetastic! GmbH ist seit 20 Jahren international erfahrene Unternehmensberatung für Kundenbegeisterung. Mit phonetastic! lassen sich Talente casten, Strategien für Kundenservice und Verkauf erarbeiten, Talente wie Experten trainieren und begleiten sowie gesamte Qualitätsmanagementsysteme inklusive Ausbildung und Zertifizierung der Quality Coaches implementieren.
Martina Herzlinger ist Mental- und Kommunikationstrainerin und begleitet seit acht Jahren Unternehmen aller Größenordnungen mit Beratung, Training und internen Zertifizierungen. Mehr als 12.000 Servicemitarbeiter durfte sie in dieser Zeit aus- und weiterbilden. Kundenbegeisterung, Mitarbeiterzufriedenheit – und damit die Krankenstandsquote – sowie Fluktuation nehmen durch ihre Arbeit die gewünschte positive Entwicklung.
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