Krisenmanager des Jahres 2021 – Judith Schuder

Judith Schuder

DIRECTOR DEMAND GENERATION EUROPE
Enghouse Interactive


Kommunikation muss ehrlich und authentisch sein

 

Erfolgreich durch die Krise? In der Krise wird deutlich, wer sich Werte nur plakativ auf die Fahne schreibt – und wer sie tatsächlich lebt. Judith Schuder, Director Demand Generation Europe bei Enghouse Interactive, erzählt von der Reise durch die Pandemie, von Vertrauen und Führung.

INTRE: Welche Rolle spielt Vertrauen in der Mitarbeiterführung auf Distanz? SCHUDER: Viele Unternehmen standen durch die Corona-Pandemie vor einer echten Herausforderung. Mitarbeiter im Homeoffice? Für viele Firmen war das undenkbar. Vertrauen ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Teams – ob sportlich oder beruflich – stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen. Nur wer jetzt als Team funktioniert, kollaboriert, unterstützt und vertraut, wird langfristig erfolgreich sein. Wichtig ist hierbei, dass auf ein Vertrauenskonto beide Seiten einzahlen – Manager und Mitarbeiter – völlig unabhängig davon, ob alle in einem Büro oder im Homeoffice arbeiten. Wer als Manager bereit ist, seinem Team zu vertrauen und die Mitarbeiter befähigt, ihre Arbeit selbstständig zu managen, macht einen großen Schritt in Richtung Selbstführung. Auch wenn Selbstführung Zeit und Bereitschaft benötigt – sie ist für den unternehmerischen Erfolg unverzichtbar.

INTRE: Wie entscheidend ist Kommunikation in Krisenzeiten? SCHUDER: Die Kommunikation besteht aus zwei Ebenen – einer sachlichen und einer emotionalen Ebene. Gerade in Krisenzeiten ist aus meiner Sicht die emotionale Ebene die bedeutendere. Hier geht es darum, zuzuhören, Sorgen und Ängste der Mitarbeiter wahrzunehmen, gegebenenfalls Lösungen zu finden und Zuversicht zu vermitteln. Es ist wichtig, dass jedes Teammitglied seine Aufgaben kennt und dafür Verantwortung übernimmt. Wer Unterstützung benötigt, beispielsweise um eine Aufgabe zu erledigen und Fristen einzuhalten, der muss sich ohne Vorbehalt trauen – so kommt hier wieder das Vertrauen zum Tragen.

INTRE: Was muss Kommunikation können, um aus dem „Ich“ ein „Wir“ zumachen? SCHUDER: Auf der sachlichen Ebene ist es wichtig, einen strategischen Plan und ein Zukunftsbild zu haben und dieses zu verfolgen. Aus dem „Ich“ entsteht ein „Wir“ mit einem gemeinsamen Ziel und vor allem dem Commitment, dass jeder zur Erreichung des gemeinsamen Ziels beiträgt. „Wir“ heißt für mich auch, dass ein Team Herausforderungen erkennt, offen diskutiert und kreative Lösungen findet.

INTRE: Welche Eigenschaften machen in Krisenzeiten gute Führung aus? SCHUDER: Bei aller Fokussierung auf Businessthemen und auf Ziele sind Empathie, Menschlichkeit und die Zeit für Socializing wichtig. Die Kommunikation muss offen, ehrlich und authentisch sein und Unternehmen müssen Werte wie Vertrauen, Respekt und Verantwortung vorleben. Letztendlich geht es für Manager doch darum, einem Mitarbeiter genau das zu geben, was er benötigt, um die bestmögliche Leistung zu erbringen.

INTRE: Also einfühlsam sein statt führen? SCHUDER: Das eine schließt das andere nicht aus. Gerade in der CoronaPandemie hatten Mitarbeiter ganz unterschiedlichen Bedarf. Es gibt Kollegen, die sitzen plötzlich allein zu Hause und fühlen sich einsam, bei anderen sitzt die gesamte Familie mit zwei Schulkindern im Homeoffice. Gute Führung heißt für mich individuelle Führung – je nach Situation und Bedarf

INTRE: Wie führt man Mitarbeiter, die man nicht face-toface trifft? SCHUDER: Gute Führung bedeutet für mich auch, eine hohe Flexibilität zuzulassen. Selbstverständlich müssen Termine und Fristen eingehalten werden – ob der Mitarbeiter das jedoch zwischen 9 Uhr und 17.00 Uhr oder zu Zeiten erledigt, die in Krisenzeiten besser zu seinen persönlichen Herausforderungen passen, ist dabei unerheblich. Ein Punkt ist mir jedoch besonders wichtig – für mich funktioniert Kommunikation auf Distanz am besten über Videokommunikation. Nur so kann ich feststellen, ob Sprache, Mimik und Gestik stimmig sind. In einer Videokonferenz kann man sich nicht verstecken – man muss präsent sein. Sehr praktisch war hier, dass wir unsere eigene Lösung „Vidyo“ nutzen konnten.

INTRE: Die Wahl der besten Mitarbeiter ist ein erfolgskritischer Faktor im Management. Wie haben Sie die besten Mitarbeiter gefunden und gehalten? SCHUDER: Wichtig ist neben der entsprechenden Fachkenntnis auch die Teamfähigkeit des neuen Mitarbeiters. Für mich war es ein entscheidendes Kriterium, ob der neue Mitarbeiter in das bestehende Team passt. Ich bin überzeugt davon, dass wir die richtigen Mitarbeiter gefunden haben, sie sind verantwortungsbewusste Teamplayer, Leistungsträger und bereit sich weiterzuentwickeln.

INTRE: Sehen Sie die Krise auch als Chance? Warum? SCHUDER: Allein die Tatsache, dass Unternehmen erkannt haben, dass es durchaus möglich ist, erfolgreich remote zu arbeiten, ist ein positiver Aspekt der Krise. Wir sind dadurch heute wesentlich flexibler und können durch unsere weltweite Präsenz die besten Mitarbeiter für unser Team auswählen und einstellen, unabhängig von örtlichen Gegebenheiten.

INTRE: Was erwarten Sie für die Post-Corona-Phase? Welche Änderungen wird es in der Branche geben? SCHUDER: Grundsätzlich wird das Thema Homeoffice und remote Work ein wesentlicher Bestandteil unseres Arbeitsalltags bleiben. Die Möglichkeit, frei zwischen Büro und Homeoffice zu entscheiden bzw. den Arbeitsalltag an besondere persönliche Bedürfnisse anzupassen, ist entscheidend für die Wahl eines Arbeitgebers und letztendlich auch für die ganz persönliche Motivation jedes Einzelnen. AUTOR: RED.

 

Enghouse Interactive (EI) ist ein weltweit führender Anbieter von Contact-Center- und Videolösungen, der seit über 35 Jahren Tausende von Kunden betreut. Die Lösungen von EI ermöglichen es Kunden, überzeugende Kundenerlebnisse zu liefern, indem sie das Contact Center von einer Kostenstelle in einen leistungsstarken Wachstumsmotor verwandeln. Enghouse Interactive hat Tausende von Kunden weltweit, um die sich ein globales Netz von Partnern und engagierten Mitarbeitern an 66 internationalen Standorten kümmert. Enghouse Interactive ist die Tochtergesellschaft von Enghouse Systems Limited, einer Softwareund Dienstleistungsgesellschaft, die an der Toronto-Börse (TSX) unter dem Symbol „ENGH“ notiert ist. Gegründet im Jahr 1984 ist Enghouse Systems ein nachhaltig profitables Unternehmen, das sowohl organisch als auch durch den Erwerb von hoch angesehenen Spezialisten einschließlich Andtek, IT Sonix/Elsbeth, Voxtron, Nebu und Vidyo gewachsen ist. www.enghouseinteractive.de

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