© pexels, Tirachard Kumtanom

Mit Herz und Coolness.

Es ist Zeit. Zeit für einen Neustart, ein Reset, einen Wandel, neue Wege. Viele Jahre lang lief es gut. Das Wachstum war zufriedenstellend, die Mitarbeiter gut etabliert, die Zahlen – und Kennzahlen – sprachen von Erfolg. Doch bevor es zum Stillstand kommt, ist die beste Zeit, um mit Mut eine neue Ära einzuläuten. Nehmen Sie das Herz in die Hand und wagen Sie Neues – und lassen Sie Emotionen zu.


Für kleine und große Unternehmen gibt es derzeit reichlich Herausforderungen. Umbrüche in der Weltwirtschaft, Energieengpässe, Sicherheitserfordernisse, notwendige Kooperationen oder personelle Fragen der Zukunft brauchen Lösungen, die nicht mit links passieren können.

Globaler Wandel

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) nennt seine Initiative, die Weltwirtschaft und -gesellschaft nach der COVID-19-Pandemie neuzugestalten, „The Great Reset“, der große Neustart. WEF-Direktor Klaus Schwab hat die Initiative im Juni 2020 vorgestellt und gemeinsam mit Thierry Malleret ein Buch dazu veröffentlicht. Der angepeilte Wandel soll vor allem Gerechtigkeit, Gesellschaft und Nachhaltigkeit fokussieren und die Interessen aller Stakeholder miteinbeziehen. Einige Gruppen und Autoren missbrauchen den Begriff des „Great Reset“ als drohende Pläne einer neuen Weltordnung, doch das war damit nie gemeint. Man muss nicht hinter jedem Gedanken Schwabs stehen, um die Grundidee zu verstehen: Es ist Zeit für einen Wandel. Wer Initiativen wie diese als große Verschwörung interpretiert, dem ist nicht zu helfen. Die Aufbruchsstimmung nach der Krise ist in Wahrheit eine große Chance, ein Zeitfenster, um ökonomische Aspekte neu zu denken und dringend notwendig gewordene Weichenstellungen vorzunehmen.

In dieselbe Kerbe schlägt der „Green New Deal“, ein Sammelbegriff für Konzepte für einen ökologischen Umbau des Wirtschaftssystems, um gesellschaftliche Herausforderungen – im Besonderen den Klimawandel – zu bewältigen. Der Begriff geht auf den Journalisten Thomas L. Friedman zurück, der ihn 2007 in der New York Times erstmals benutzte. Im Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) wurde 2008 er aufgegriffen, als UNEP-Direktor Achim Steiner die Initiative „Global Green New Deal“ ankündigte. Auch die EU kündigte 2019 ihren „Grünen Deal der EU“ an, um bis 2050 klimaneutral zu werden. Zahlreiche Initiativen auf nationaler, internationaler, globaler, aber auch regionaler Ebene beweisen Mut und wollen Veränderungen anstoßen.

Neue Risiken, neue Antworten

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Das deutsche Zukunftsinstitut spricht nicht nur von einem Neustart, sondern von einer Wachablöse, einer „Next Generation of Business“. Völlig unabhängig davon, ob man nun an den Great Reset oder den Green New Deal glaubt, die Initiativen befürwortet oder Zweifel hegt: Die Idee, einen Tiefpunkt für einen Neustart zu nutzen, ist nicht neu, aber nach wie vor gut. Doch wie Harry Gatterer und Prof. Dr. Stefan Tewes vom Zukunftsinstitut in ihrem Kommentar meinen: „Waren 2010 die Risiken noch primär wirtschaftlich bedingt (Anlagepreise, China-Absturz und Fiskalrisiken), sind diese nun vor allem umweltbedingt (Wetter, Klimakatstrophen, Biodiversität etc.). Dazu kommt, dass die wirtschaftlichen Prognosen zur Relevanz westlicher Volkswirtschaften rückläufig aussehen – unabhängig von Corona: Die alten Riesen, USA und Europa, wanken. ‚Neue‘ Spieler wie Indien drängen vermehrt auf den Markt. Damit wird das Momentum des Schwenks hin zum ‚Reset‘ deutlich: Corona liefert die Steilvorlage für eine Aufbruchserzählung, die auch ohne Corona schon längst fällig gewesen wäre.“ Der Unterschied zu 2010: Es geht nicht mehr nur um Zahlen, sondern auch um Emotionen.

Einige Unternehmen machen es vor und heimsen Preise für ihre innovativen Ideen ein. Ob es sich nun um inkrementelle, disruptive, architektonische oder radikale Innovationen handelt, ob Prozesse, Produkte, Service, Mitarbeiter oder Technologien betroffen sind: Jeder Wandel impliziert einen Neustart, einen Aufbruch in eine neue Ära – und dafür braucht es Mut, aber auch Gelassenheit, denn nicht jeder Wandel wird auf Anhieb klappen.

Zu lange Stillstand

Jahrzehntelang wurde expandiert, globalisiert, riskiert und ignoriert: Alles drehte sich um Geld und die Vermehrung desselben. Heute werden wir uns zunehmend bewusst, dass schon lange riesige Herausforderungen auf uns warten, die einen Wandel erfordern. Es geht um zufriedene, gleichberechtigte, gesunde und loyale Mitarbeiter, die weder über- noch unterfordert sind, um zukunftsfähige Arbeitsmodelle, um Ökologie und Klimaschutz, um gesundes, faires Konkurrenzdenken, um zukunftsorientierte (Weiter-) Bildung und vieles mehr. Jüngere Generationen wollen gehört werden und rufen laut nach mehr Toleranz, einem besseren seelischen Gleichgewicht und mehr Rücksichtnahme auf die genannten Aspekte. Doch nur langsam, zögerlich hören die Älteren zu.

 

Die Idee, einen Tiefpunkt für einen Neustart zu nutzen,
ist nicht neu, aber nach wie vor gut.
Es geht nicht mehr nur um Zahlen, sondern auch um Emotionen.

„Das war schon immer so“, ist die Killerphrase, die Einstellung, die Stillstand bedeutet und den notwendigen Entwicklungen keine Chance gibt. „Ein neues Mindset zieht in die Gesellschaft und fordert uns auf, den alten Erfolg loszulassen und Zukunft neu zu denken“, heißt es bei Gatterer und Tewes. Egal, wie es war, erfordern aktuelle Entwicklungen neue Ansätze. Damit mag auch Scheitern verbunden sein, doch das kann den echten Reset oft erst ermöglichen. Natürlich muss jeder, der einen Wandel anstrebt, auch das Scheitern mit einkalkulieren. Doch Erfolg ist, was daraus entsteht oder besser: was daraus gemacht wird.

Kalt und warm

Was wir brauchen, sind Gelassenheit und Emotion, Ruhe und Energie, Rücksichtnahme und Motivation oder auch Anpassung und Innovation. Kalt und warm. Entscheidungen, die mit einer gewissen Coolness gefällt werden, aber denen es nicht an empathischer Wärme mangelt. Für viele Menschen ging es in den letzten zwei, drei Jahren bergab. Damit Unternehmen nicht denselben Weg nehmen, weil sie auf eben diese Menschen angewiesen sind, sind Veränderungen gefragt, die mutig und cool, aber eben auch rücksichtsvoll und warmherzig sind. Emotionen haben wieder Hochkonjunktur – und das sind nicht die schlechtesten Parameter für schwierige Zeiten.

 

AUTORIN: Birgit Weilguni, Textor.at

 

Wirtschaft nach Corona
Hands-on-Tipps für Unternehmen

Vision nach Corona :
Mit einer Konzentration auf positive Emotionen können Unternehmen sich auf die Suche nach ihren ureigenen Bildern von der Zukunft und damit der Vision machen, die zum Leitbild ihres Handelns werden kann.

Innovation nach Corona:
Gerade jetzt gilt es, mutig zu denken und zu innovieren – aber nicht im Sinne des alten Spiels, wo Neues um seiner selbst willen angestrebt wird – sondern mit Blick auf das große Ganze.

HR nach Corona:
Um die Coronakrise gut zu überstehen, benötigen Unternehmen ein Höchstmaß an Resilienz – und diese hängt nicht zuletzt an den Mitarbeitenden. Daher ist es wichtig, die individuellen Werte und Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeiter zu kennen, damit alle sich bestmöglich einbringen können.

Marketing nach Corona:
Marken werden zu aktiven Gestaltern des Wandels: Sie reagieren nicht mehr passiv auf veränderte Konsumbedürfnisse, sondern gehen gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen aktiv an, zusammen mit Konsumentinnen und Konsumenten.

Führung nach Corona:
Die Aufgabe von Führung ist künftig, für Irritation, Abweichungen und ein stetes Hinterfragen des eingeschlagenen Weges zu sorgen – und das Menschliche zurück in die Unternehmenskultur zu bringen.

Aus: zukunftsInstitut. Wirtschaft nach Corona. The Next Generation of Business. 2020. ISBN 978-3-945647-76-9


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